Heinrich Lippert
Wanderlehrer und Winkelschulen im Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Passau (1780 – 1850)
Wanderlehrer und Winkelschulen repräsentieren zwei Phänomene aus der Anfangszeit der Errichtung ordentlicher Volksschulen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wo sie in den deutschsprachigen, sowie einzelnen, daran angrenzenden Räumen nachgewiesen werden können.
Auf dem Gebiet des ehemaligen Fürstbistums Passau haben sie eine weite Verbreitung gefunden. Als Vorform oder Notbehelf entstanden Winkelschulen in der Regel auf Privatinitiative dort, wo die Existenz oder die Erreichbarkeit ortsnaher staatlicher Volksschulen nicht gegeben war.
Tragisch gestalteten sich häufig die Lebensumstände der meist männlichen, in den Winkelschulen unter- richtenden Lehrpersonen. Hier fanden sie in einem von klimatischer Ungunst und der Armut der Dorfbe-wohner geprägten Lebensumfeld einen temporären Zufluchtsort ohne wirkliche Berufsperspektive, mit mini-maler Subsistenz und wenig Achtung.
Kaum besser erging es ihnen, wenn sie als Wanderlehrer turnusmäßig in den Bauernhäusern einer oder mehrerer Ortschaften die dort ansässigen Kinder gegen geringes Schulgeld, Unterkunft und Verpflegung unterrichten mussten.
Mit der Einführung und der weiteren Verbreitung der öffentlichen Volksschulen ist dieser Schultypus nach und nach verschwunden. Hat er bis dahin einem offenbar vorhandenen Bedürfnis nach elementarer Bildung mehr schlecht als recht entsprochen, so darf sein Wert dennoch nicht unterschätzt werden.
Ohetaler Verlag
1. Auflage 2024
ISBN 978-3-95511-190-8
29,90 Euro