Hüttenstaub: Aus dem Leben der Glasmacher

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Leben und Brauchtum der Glasmacher im Bayerischen Wald und in der Oberpfalz beschreibt der bekannte Sachbuchautor Karl-Heinz Reimeier in seinem Buch "Hüttenstaub". Ein alter Glasmacherspruch lautet "wer einmal den Hüttenstaub einer Glashütte zwischen den Zehen verspürt, der wird in seinem ganzen Leben nicht mehr los". Damit wird die enge Verbundenheit der Glasmacher mit ihren Glashütten beschrieben. Interessant sind die "Huderl" der Glasmacher und die vielfältigen Glasmacherbräuche. Ein Buch, das jeder Heimatfreund und in jeder Bücherei des Bayerischen Waldes und der Oberpfalz haben sollte. Herausgeber ist Hans Schopf, der schon mehrere heimatkundliche Bücher herausgegeben hat. Klappentext Die Glasmachergeschichten kennen weder inhaltliche noch politische Grenzen. Die Glasindustrie stellt seit jeher ein verbindendes Element dar zwischen Böhmen, Niederbayern und der Oberpfalz und manche niedergeschriebene Begebenheit ist an jedem Ort denkbar, an dem sich eine Glashütte befindet. Glasmacherbräuche nehmen einen großen Teil dieses Buches ein. Dabei handelt es sich um typische Brauchgewohnheiten innerhalb der Glasmacherzunft. Die Bräuche der bäuerlichen Bevölkerung im Lebensjahr wie auch im Kirchenjahr werden hier bewusst nicht aufgeführt. Sie sind in vielen Werken erforscht und veröffentlicht. Die Glasmacher waren von dem allgemein üblichen Brauchablauf einer bestimmten Region nicht ausgeschlossen und sie praktizierten die verschiedensten Bräuche uneingeschränkt mit.„Wasservogelsingen“, „Wolfaustreiben“, „Ratschengehen“, „Christkindlsingen“ (... um nur einige zu nennen), galten für die Glasmacher als notwendige Bräuche, die aus dem Kreis des gesamten Jahresbrauchtums nicht wegzudenken waren. Umgekehrt dagegen drangen die Bräuche der Glasmacher nicht in demselben Maße aus ihrer Gemeinschaft hinaus. Die Glasmacherbräuche waren über lange Zeit eine interne Angelegenheit. Selbst die interessierten Reiseschriftsteller erwähnten Sitten und Bräuche nur selten oder am Rande. Zu sehr waren diese Gewohnheiten zugeschnitten speziell auf den Berufsstand der Glasmacher. Ein Brauch hört auf zu existieren, wenn er seinen Sinn verloren hat, wenn er nicht mehr „gebraucht“ wird. Dies ist auch innerhalb der Brauchlandschaft der Glasmacher nicht anders. Doch selbst hier ist deutlich erkennbar, dass eine Anpassung an die Gegebenheiten der Jetztzeit erforderlich ist. Aus diesem Grunde werden unter der Überschrift „Neues entsteht“ Versuche dargestellt, die in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Glashütten ausprobiert werden, um besondere Attraktionen zu bieten, die über die Glashütte hinaus für wertvoll erachtet werden. Durch die Aufnahme von ähnlich gearteten Versuchen in der außerdeutschen Glasindustrie im selben Kapitel sei darauf hingewiesen, dass solche Versuche allerorten stattfinden. Das Mystische im Wesen der Glasmacherei darzustellen gilt nicht nur in unserem Waldgebiet als erstrebenswert. Bei der Darstellung dieser neuen Spielarten lag die Versuchung ständig nahe, in diesem Zusammenhang von „neuen Bräuchen“ zu sprechen. Dies ist bewusst vermieden, so lange der Begriff „Brauch“ in seinen gewachsenen und fundierten Definitionen verwurzelt ist. Erwähnenswert jedoch sind die großen Anstrengungen, die unternommen werden, das entstandene „Brauchloch“ mit Leben zu füllen. Die „Hütte“ als Ort der Begegnung, als Treffpunkt auch außerhalb der Arbeitszeit, ist in der modernen Zeit nicht mehr vorstellbar, auch nicht mehr möglich. Dies ist ohne Wehmut gesagt, ohne Trauer. Die Zeit, in der die Glasmacher mit ihren Pantoffeln zur Arbeit kamen, ist vorbei. Doch etwas ist auch heute noch möglich: das Ergriffenwerden von der Glashüttenatmosphäre, das Entstehen einer Leidenschaft und Liebe zum Glas und damit zu allem, was sich über die Jahrhunderte zwischen Glas und Mensch abgespielt hat und was in folgendem Spruch der alten Glasmacher zum Ausdruck kommt: „Wer einmal Hüttenstaub zwischen den Zehen hat, der bringt ihn so leicht nicht mehr heraus!“ Der „Mensch“, eingebunden in den Arbeitsalltag, eingebunden in Gemeinschaften, eingebunden in einen Jahresrhythmus und behaftet mit den vielen kleinen Freuden und Traurigkeiten des Lebens steht im Mittelpunkt des Buches „Hüttenstaub“. Der Mensch, von dem hier die Rede ist, steht mit dem Werkstoff „Glas“ in enger Verbindung, er ist von Beruf Glasmacher, Schmelzer oder Schleifer, Formenmacher, Händler, Flusssieder oder Pocher. Den Blick hinein in das soziale Geflecht öffnen uns dabei die Glasmacher selbst, indem sie „ihre Geschichten von früher“ nicht im Verborgenen erzählen, sondern indem sie den Interessierten freimütig und offenherzig als Zuhörer akzeptieren. Mit dem Begriff „Geschichten von früher“ wird eine vage und unbestimmte Zeit ausgedrückt, die nicht so recht greifbar sein mag. Bei meinen Recherchen, die hauptsächlich in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts stattgefunden haben, befanden sich viele der Gewährspersonen bereits in hohem Alter. Und sie beriefen sich bei den meisten Erzählungen auf ihre Eltern und Großeltern, auf ihre Vorfahren, über die sich im Ablauf der sich wiederholenden Glasmachergenerationen Ereignisse auf der mündlichen Ebene erhalten haben. Dieses vorliegende Buch beschränkt sich - was Brauchtum betrifft - in der Hauptsache auf das bis in die Mitte der achtziger Jahre hinein angesammelte Material. Dabei basieren viele Aufzeichnungen auf persönlichen Erlebnissen oder gar Empfindungen von Glasmachern, wodurch subjektive Betrachtungsweisen natürlich gegeben sind. Trotzdem tragen manche dieser Berichte dazu bei, ein bisschen tiefer eindringen zu können in das Leben der Glasmacher und Hintergründe aufzuhellen. Durch weiteres und gezieltes Befragen und Nachforschen kann der Brauchtumskomplex noch weiter ausgebaut und ergänzt werden. Grenzen sind hier kaum gesetzt.

252 Seiten , Ohetaler-Verlag; Auflage: 2. A. (Oktober 2008) Sprache: Deutsch.

ISBN-13: 978-3980487276

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