Prof. Dr. Reinhard Haller
Grünhütl -Teufelssagen aus dem Bayerischen Wald
Ich darf das Büchlein mit einem Dank an jene aufschlagen, die, ohne es zu wissen, die Herausgabe dieses dritten Bändchens in der Reihe „Sagen aus dem Bayerischen Wald" gefördert haben. Gemeint sind die Leser der „Rauhnacht" und der „Druden- und Hexen-Sagen", und eingeschlossen sind auch alle, die durch freundschaftlichen Zuspruch mich gedrängt haben, eine weitere Motivsammlung anzuhängen. Unter solchen Voraussetzungen läßt es sich gut arbeiten.
Wieder liegen hier bislang unveröffentlichte Mundartfassungen vor, die im Laufe von 16 Jahren mit dem Tonbandgerät im Bayerischen Wald, wobei der Schwerpunkt auf dem mittleren Teil des Gebirges lag, zusammengetragen wurden. 179 der 2146 Erzählungen umfassenden Sammlung beschäftigen sich mit dem Teufel, mit Teufelspakt, Besessenheit und Teufelsaustreibung. Dieser relativ niedrige Anteil mag manchen überraschen. Aber er zeigt deutlich an, wie schnell dieses Thema - trotz aller Aktualität in den Massenmedien - im volkstümlichen Bereich abgeklungen ist und jene Gewährsleute auch im Wald von Jahr zu Jahr weniger werden, die solche Geschichten noch mit Oberzeugung vortragen können.
Schon von daher kommt dieser Edition eine besondere Aufgabe zu. Sie will den Teufel nicht an die Wand malen. Theologische und psychologische Momente bleiben ausgeklammert. Vordergründig ist die Absicht, Anschauungen zu sichern, ehe sie vergehen, und sie für die größeren Zusammenhänge der Volksglaubens- und Volkssprachforschung bereitzustellen. Ich hoffe aber sehr, dass auch der heimatgebundene und heimatkundlich interessierte Leser seinen Part darin entdecken möge.
Sagen dieser Art gehören heute schon zu den kostbaren Funden. Sie haben sich offenbar auf einzelne Gegenden zurückgezogen. Auffallend sind die Häufigkeit im Bodenmaiser und Kirchdorfer Raum und eine gewisse Konzentration auf wenige Erzählmotive und Erzählähnlichkeiten. Es scheint, als ob für die Weitergabe gerade von Teufelssagen auch eine eigene seelischgeistige Grundhaltung im Überlieferer selbst gegeben sein müsste.
Mit Rücksicht auf die Urtümlichkeit der Sagen, auf Dialekte und persönliche Erzählweisen werden wir den in den zwei vorher gegangenen Veröffentlichungen begonnenen Darstellungsmodus beibehalten. Die grundsätzlichen Oberlegungen, die uns dazu bewegen, sind dort ausführlich dargelegt worden.
Auch in diesem Buch wird also die Schreibweise dem Leser ein hohes Maß an Bereitwilligkeit und Geduld abverlangen. Wir hoffen aber um der Sache willen auf das notwendige Verständnis.
ISBN 978-3-86512-163-9
Morsak Verlag
2. Auflage 2019
Softcover, 96 Seiten in A4